Licher Literaturgespräch

Boualem Sansal - Das Dorf des Deutschen - Buchcover und Autorenfoto
© Foto: Merlin Verlag

Boualem Sansal:
Das Dorf des Deutschen

Zum Autor Boualem Sansal

Boualem Sansal wurde 1949 in Algerien geboren. Er studierte Ingenieurswesen und Ökonomie und promovierte in Volkswirtschaftslehre. Ab 1992 arbeitete er als hochrangiger Beamter im algerischen Industrieministerium. Nach der Veröffentlichung seines ersten Romans („Der Schwur des Barbaren“ 1999) wurde Boualem Sansal entlassen und ist seither ausschließlich als Schriftsteller tätig. Er lebt heute mit seiner Frau und zwei erwachsenen Töchtern bei Algier. Boualem Sansal gehört zu den wenigen in Algerien verbliebenen Intellektuellen, die offen Kritik an den politischen und sozialen Verhältnissen üben.

Zu seinen Veröffentlichungen gehören u.a. „Das verrückte Kind aus dem hohlen Baum“, „Erzähl mir vom Paradies“ und „Harraga“.

Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten – u.a. den Michel-Dard-Literaturpreis und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Zum Buch „Das Dorf des Deutschen“

Die Ermordung ihrer Eltern in Algerien wälzt das Leben der in Frankreich lebenden algerischen Brüder Rachel und Malrich Schiller um. Den Tod des deutschstämmigen Vaters nimmt der gebildetere Rachel zum Anlass, nach Algerien zu reisen, wo er eine grausige Entdeckung macht: Sein Vater, der als algerischer Widerstandskämpfer verehrt wurde, war im zweiten Weltkrieg an der Vernichtung der Juden beteiligt.

Die Spurensuche führt ihn zu allen Stätten der Vernichtung, schließlich zerbricht Rachel daran und wählt den Freitod. Er hinterlässt Malrich sein Tagebuch. Malrichs Versuch zu verstehen, führt ihn von der Nazi-Vergangenheit seines Vaters in die Abgründe der Gegenwart.

Als meine Eltern und ihre Nachbarn aus dem Dorf von den Islamisten hingemetzelt wurden, hat Rachel angefangen nachzudenken. Er hat verstanden, dass der Islamismus und der Nazismus Jacke wie Hose sind. Er wollte sehen, was uns bevorstand, wenn wir es laufen ließen wie in Deutschland, in Kabul und in Algerien, wo die islamistischen Leichenhaufen sich nicht mehr zählen lassen, wenn wir es bei uns, in Frankreich, so laufen lassen, wo sich die islamistische Gestapo zahlenmäßig nicht mehr erfassen lässt. Am Ende hat ihm das so viel Angst gemacht, dass er sich das Leben genommen hat. Er dachte, es war bereits zu spät, er fühlte sich verantwortlich, er sagte, dass unser Schweigen Komplizenschaft war.

Das Dorf des Deutschen (S. 132f.)

Zum Literaturgespräch

Jeden Monat, immer an einem Dienstag um 20:00 Uhr stellt Dr. Peter Ihring im Rahmen des Licher Literaturgesprächs eine belletristische Neuerscheinung aus dem aktuellen Buchmarkt vor. Er geht in einer ca. 20 minütigen Einführung auf Werk und Autor(in) ein, bevor die Veranstaltung in ein thematisch offenes Gespräch über Literatur und Leben übergeht.

Es ist sinnvoll, dass Sie als Besucher(innen) dieser Veranstaltung das entsprechende Buch selbst gelesen haben, damit Sie sich qualifiziert am anschließenden Gespräch beteiligen können, aber natürlich sind auch Gäste willkommen, die den behandelten Text zuvor noch nicht lesen konnten.

Für alle Fragen bezüglich der Veranstaltung steht Dr. Peter Ihring gerne zur Verfügung:

Dr. Peter Ihring

Veranstaltungsdaten

Foyer der Stadtbibliothek Lich
Kirchenplatz 12
35423 Lich

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